Nach jahrelangen Verhandlungen (seit 2015) zum Betrieb eines geothermalen Wärmenetzes in Altdorf zog die STEAG Mitte Oktober ihr Angebot zurück. Die nötige Anschlussleistung der angefragten Großkunden wurde (weit) verfehlt. Die mangelnde Bereitschaft zum Abschluss von Vorverträgen ist im Wesentlichen auf die derzeit günstigen Gaspreise und die vielfach eingesetzten elektrischen Nachtspeicherheizungen in den Bestandsgebäuden (und damit keine wassergeführten Heizkreise) zurückzuführen.
Die Bemühungen der letzten Jahre, die Thermalwasserbohrungen sinnvoll für die Altdorfer zu nutzen, waren leider erfolglos. Damit schließt sich, nach der gescheiterten großen Variante im Jahr 2012, auch die Tür zum abgespeckten Projekt, das nach 2012 verfolgt wurde. Sicher wäre ein engagierterer Einsatz des Bürgermeisters, insbesondere beim Werben um die notwendigen Großkunden, notwendig gewesen.

Seit 2014 sitze ich im neunköpfigen Verwaltungsrat des Altdorfer Kommunalunternehmens Alkom und habe seitdem an einigen Dutzend Sitzungen teilgenommen.

Soweit ich weiß fielen die Beschlüsse in diesem Gremium (bis vor Kurzem) weitestgehend einstimmig. Dadurch waren auch die Ausgaben der letzten Jahre durch eine breite, demokratische Basis legitimiert (eine genaue Aufgliederung zur Entstehung der Kosten habe ich beantragt). Dies wird in der Öffentlichkeit oft verfälscht dargestellt. Gleichzeitig war diese breite Unterstützung seitens des Gremiums auch ein Spiegelbild für die immer wieder erfolgversprechenden Teilschritte, die in der Vergangenheit gemacht wurden.


Die Informationen, die die Bürger seit 2012 zum Projekt erhielten, waren bekannterweise sehr überschaubar. Die Folge war, dass das Projekt in der Öffentlichkeit als abgeschrieben galt. Allerdings herrschte auch dazu im Verwaltungsrat Einigkeit, dass nach dem Scheitern des ersten Projekts eine erneute breite Information erst erfolgen soll, wenn ein erfolgreicher Abschluss der Verhandlungen absehbar war. 
Für die Reaktionen in der Öffentlichkeit über die dürftigen Informationen habe ich Verständnis. Regelmäßige "Randnotizen" über den aktuellen Sachstand im Gemeindeblatt (wie sie ja auf Nachfragen auch in den Bürgerversammlungen gegeben wurden) wären geboten gewesen.

Mein Verständnis für die Reaktionen einiger politischer Kollegen ist jedoch begrenzt. Ich selbst habe mehrfach eine umfangreichere Informationsbereitstellung für die Verwaltungsräte (vorallem zur Sitzungsvorbereitung) thematisiert und auch mit Anträgen versucht durchzusetzen. Leider ohne mehrheitliche Unterstützung durch die Kollegen im Verwaltungsrat.


Der Antrag der SPD-Fraktion auf Beendigung des Geothermieprojektes (vor rund eineinhalb Jahren) wurde damals mehrheitlich abgelehnt. In meinen Augen wäre die Beendigung zu diesem Zeitpunkt auch falsch gewesen. Wir steckten damals in einem mitten in dem Verhandlungsprozess mit der STEAG, ein Abbruch zu diesem Zeitpunkt wäre keine rational begründete Entscheidung gewesen.

Die Versuche (bis zuletzt) eine Kooperation mit der STEAG zu erreichen, waren meiner Meinung nach richtig. Für den Markt Altdorf wäre eine Einigung gut gewesen:

  • Die Bohrungen, die Wärmezentrale und das Netz wären durch den Markt gebaut und auch dauerhaft in dessen Eigentum geblieben. Damit wäre eine Unabhängigkeit auf lange Sicht gewährleistet gewesen.
  • Das wirtschaftliche Risiko (vorallem der Anfangsjahre) hätte die STEAG getragen.
  • Die Ausgaben für die niedergebrachten Bohrungen und ein Teil der Planungskosten vor 2012 wären nicht wertlos gewesen (und hätten den Markthaushalt belastet). Eine Refinanzierung über die Pachtzahlungen wäre sichergestellt gewesen.
  • Der Markt Altdorf hätte eine Vorreiterrolle im Klimaschutz und einer nachhaltigen Energieversorgung eingenommen.
  • Das für mich schlagenste Argument wäre allerdings gewesen, dass die Bohrungen langfristig für eine Versorgung in öffentlicher Hand gesichert gewesen wären. Ich bin davon überzeugt, dass mittel- bis langfristig eine weitergehende Nutzung (evtl. die Stromerzeugung auf Niedertemperaturniveau) möglich gewesen wäre.
Deshalb habe ich mich seit 2014 für weitere Planungsschritte eingesetzt. Der Anteil der dafür angefallenen Kosten ist in Relation zu den bisherigen Gesamtkosten vertretbar.
Nun gilt es an mehreren "Fronten" weiterzuarbeiten:
  • Die beiden mobilen Heizwerke am Angerweg und am Einkaufszentrum Aicherfeld müssen zügig auf eine nachhaltige, eigenständige Energieversorgung umgestellt werden (derzeit werden diese mit Heizöl betrieben). Die Defizite (jährlich ein mittlerer fünfstelliger Betrag), die die Kommune seit Jahren trägt, müssen schnellstmöglich enden. Dazu habe ich eine Kooperation mit der regionalen Bürgerenergiegenossenschaft angestoßen und bin mit dieser in Abstimmung.
  • Von Beginn an wurde im Verwaltungsrat kommuniziert, dass beide Bohrungen bei einem Scheitern des Projektes endgültig verfüllt werden müssen. Hierfür müsste nochmals ein sechsstelliger Betrag aufgewendet werden. Damit wären Sie für eine spätere Nutzung verloren und Millionen an Steuergeldern verschwendet. Es müssen alle rechtlichen und auch politischen Wege beschritten werden dies zu verhindern.
  • Die Generalsanierung der Grundschule muss genutzt werden, um für die kommunalen Gebäude im Ortszentrum (Rathaus, Mittel- und Grundschule, evtl. Sportzentrum) eine nachhaltige Energieversorgung zu realisieren.

Sebastian Stanglmaier